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Ihr erstes Bewerbungsgespräch mit der Headhunterin führte die Sales Managerin im Auto. Via Skype, ganz entspannt, sehr selbstbewusst. Trotz diverser familiärer Aus-Zeiten war es bei der Vertriebsspezialistin stetig aufwärtsgegangen. Rund drei Jahre hatte die studierte Biologin nach der Geburt ihrer Söhne pausiert. Als ihre eigene Mutter erkrankte, legte sie Jahre später spontan eine sechsmonatige Pause für eine Pflegezeit ein. Ihrer Karriere haben ihre Prioritäten und Flexibilität nicht geschadet. Mit Mitte 50 rückte die Vertriebsexpertin an die Spitze eines mittelständischen Spezialisten für Medizintechnik. „Dessen skandinavischen Eigentümern war es zwar egal, ob der Geschäftsführerposten mit einem Mann oder einer Frau besetzt wird, aber die ausgezeichnete Qualifikation der 55-Jährigen überzeugte den Arbeitgeber“, sagt Karin Peschl. Und letztlich sei dies auch ein guter Beweis dafür, dass Führungskräfte mit über 50 durchaus noch gute Chancen am Arbeitsmarkt hätten.
Wenn Klienten Angela Westdorf, Carolin Fourie, Margareta Glass oder Karin Peschl mit der Suche nach Führungskräften beauftragen, bekommen die Managing Partnerinnen der internationalen Personalberatung Signium nur in den seltensten Fällen die Vorgabe: „Bitte suchen und finden Sie eine Frau!“ Doch auch Ausnahmen gibt es mittlerweile. „Einige Konzerne zahlen Headhuntern heute sogar einen Bonus, wenn sie einen Managerposten mit einer weiblichen Führungskraft besetzen können bzw. ziehen einen Malus ab, wenn dies nicht gelingt“, sagt Fourie.
Nicht nur die demografische Entwicklung, auch die gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote für Aufsichtsräte, Vorgaben der Konzernleitungen mit Blick auf Diversity und die aus Arbeitgebersicht angespannte Lage am Arbeitsmarkt erhöhen den Druck auf die Unternehmen, sich stärker nach allen Seiten zu öffnen. So gibt es laut Bundesagentur für Arbeit aktuell in Deutschland knapp eine Million offene Stellen.
Dennoch: In den Top-Etagen deutscher Unternehmen sind Frauen nach wie vor rar. Das beklagten erst jüngst wieder Politikerinnen, Managerinnen und Expertinnen beim W20-Summit, der im Vorfeld des G20-Gipfels Ende April 2017 in Berlin stattfand. Immerhin verpflichteten sich auf der Veranstaltung, die dank der Präsenz der US-Präsidententochter Ivanka Trump großes mediales Interesse auf sich zog, Konzerne wie Siemens, Innogy, Boehringer und BASF mit verschiedenen Maßnahmen Frauen als Unternehmerinnen und Führungskräfte stärker zu fördern. „Umgekehrt sind aber auch die Frauen gefordert“, findet Beraterin Peschl. Sie müssen die Chancen ergreifen, sich durchkämpfen und in die Offensive gehen.“
Dass sich in Deutschland zumindest etwas bewegt, beweist das aktuelle Managerinnen-Barometer, das das Berliner Forschungsinstitut DIW jeweils zum Jahresanfang präsentiert. Seit Januar 2016 gilt hierzulande die verbindliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte. Bei den unter die Quotenregelung fallenden 106 Unternehmen waren Ende 2016 deutlich mehr Frauen vertreten als ein Jahr zuvor. Ihr Anteil stieg um vier Prozentpunkte auf mehr als 27 Prozent. In den DAX-30 liegt die Frauenquote bei gut elf Prozent, Ende 2011 waren es nicht einmal vier Prozent. Aber noch immer wird keines dieser Unternehmen von einer Frau geführt. Und auch im europäischen Vergleich, etwa mit Frankreich, schneiden die Deutschen nicht gut ab. So beträgt die Frauenquote in den französischen Aufsichtsräten bei den größten börsennotierten Unternehmen laut DIW immerhin 37 Prozent.
„Kein Wunder“, findet Carolin Fourie. „Bei unseren Nachbarn ist es ganz normal, dass Mütter selbst mit drei oder vier Kindern frühzeitig wieder in den Job einsteigen, ohne als Rabenmutter zu gelten.“ Und wenn eine Kita donnerstags eine SMS verschicke, dass freitags aufgrund eines Personalengpasses geschlossen werde, zeige das auch ganz gut, wie schlecht die Rahmenbedingungen hierzulande seien.
An mangelnder Qualifikation der Kandidatinnen liegt es zumindest nicht, dass auf den Short Lists bei Neubesetzungen meist nur ein oder zwei Managerinnen landen. „Die sind dann aber oftmals so gut, dass sie das Rennen machen“, weiß Angela Westdorf. Leicht ist die Suche jedoch nicht. Das gilt ganz besonders für die aktuell stark gefragten IT-Führungskräfte. So sind in der IT-Branche laut Schätzung des Digitalverbandes Bitkom ohnehin nur 15 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt. Entsprechend dünn ist die Luft an der Spitze: Nur zwei Prozent der Führungskräfte seien weiblich, so Westdorf. Dennoch sei es dank des eng geknüpften Signium-Netzwerks jüngst gelungen, einen CIO erfolgreich bei einem Pharmaunternehmen zu platzieren. „Aufgrund der Diversity-Vorgaben des Konzerns kam auch nur eine Managerin in Frage“, sagt die Executive Search-Spezialistin. Obwohl ein deutlich jüngerer Mann mit gleich guter Qualifikation zur Auswahl gestanden habe, entschied sich der Klient für eine 55-jährige IT-Führungskraft mit langjähriger Erfahrung und ausgezeichnetem Track Record.
Westdorfs Kollegin Margareta Glass beobachtet, dass selbst in typischen „Frauen-Branchen“ wie der Kosmetikindustrie oder dem Handel die Suche nach geeigneten Kandidatinnen kompliziert ist. Dennoch findet die Personalberaterin passende Managerinnen, etwa jüngst einen Sales Director für einen namhaften internationalen Kosmetik-Konzern. Gegen die männliche Konkurrenz setzte sich eine ehemalige Beraterin mit internationalen Erfahrungen durch, der es gelungen war, die Karriere mit zwei Kindern zu vereinbaren. Dabei ist Glass immer wieder erstaunt, wie exzellent vorbereitet die Frauen in die Bewerbungsgespräche gingen. „Die Kandidatin, die schließlich eingestellt wurde, präsentierte schon im Vorfeld einen ersten Businessplan.“
Das bestätigen auch die Erfahrungen von Carolin Fourie, die für einen skandinavischen Bauzulieferer die neue Funktion des Vice President Corporate Marketing besetzt hat. Der sollte direkt unter dem Vorstand angesiedelt und immerhin für 600 Millionen Euro verantwortlich sein. „Die Branche ist eine absolute Männerdomäne, auf der Seite der Produzenten und Kunden gleichermaßen. Zudem erfordert die Aufgabe ein extrem gutes technisches Verständnis“, beschreibt Fourie die Herausforderungen bei der Besetzung. Dennoch machte eine Managerin aus der Sicherheitstechnik das Rennen. Sie habe in der Sache und mit großer emotionaler Intelligenz gleichermaßen überzeugt.
Wie ihre Kolleginnen ist Fourie der Meinung, dass gemischte Teams an der Spitze die besseren Entscheidungen und Ergebnisse hervorbringen können. „Unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen sind immer förderlich.“ Idealerweise würden die Führungsgremien aber nicht nur mit einer Alibifrau besetzt, ergänzt Beraterin Glass. Die Praxis beweise, dass dann oftmals kein Gleichgewicht herrsche und die Frau drohe, im Abseits zu stehen.
„Eine einzige Frau stört. Drei Frauen sind bereichernd“, bringt es Peschl auf den Punkt.
Angela Westdorf ist als Managing Partner bei Signium mit Sitz in Köln tätig und arbeitet seit 1998 in der Executive Search Beratung. Anfang 2018 rückte sie im internationalen Board von Signium zum Vice Chairman auf. Seit 2003 liegt ihr Branchenfokus auf Life Sciences und Healthcare. Zu Ihren Klienten zählen Unternehmen aus Pharma- und Medizintechnik, Diagnostik, Laborketten, Biotech und Private Klinikbetreiber. Sie ist spezialisiert auf die Besetzung von sowohl nationalen als auch globalen Führungspositionen oder international ausgerichteten Stabsfunktionen. Von 2013 bis 2018 war Angela Westdorf Leiterin der Globalen Life Science Practice von Signium.
Telefon: 0221 78 95 33 31
E-Mail: [email protected]
Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium in München und seit 2001 in dem weltweit tätigen Executive Search-Unternehmen tätig. Sie hat weitreichende Erfahrungen mit nationalen sowie internationalen Suchen für verschiedene Branchen und Unternehmenskulturen. Zu ihren langjährigen Kunden zählen familiengeführte wie auch große börsennotierte Unternehmen, die Carolin Fourie beim Ausbau ihrer Organisationen in Deutschland und global unterstützt.
Telefon: 089 927 96 188
E-Mail: [email protected]
Karin Peschl begann ihre berufliche Laufbahn bei einem Executive Search-Unternehmen in Wien. Danach war sie mehr als 13 Jahre im operativen und strategischen Human-Resources-Management in internationalen Konzernen tätig. Neben einer mehrjährigen Tätigkeit als Vice President HR und Organisation für die Austrian Airlines AG war sie in verschiedenen HR-Management-Funktionen bei Delphi Automotive, einem der größten Automobilzulieferer weltweit, aktiv. Für Delphi Automotive war Karin Peschl zuletzt als HR Direktor Europe für die Division Elektronik verantwortlich. Daneben agierte sie als Mitglied der Geschäftsleitung der Delphi Delco GmbH in Deutschland.
Die gebürtige Österreicherin absolvierte ein betriebswirtschaftliches Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie ein Global-Executive-MBA-Programm an der Universität St.Gallen und der Rotman School of Management in Toronto. Seit 2010 ist Peschl Managing Partner bei Signium International. Ihre Schwerpunkte liegen in: Automotive, Technologie, Industrial und Medizintechnik.
Telefon: 0611 204 74 57
E-Mail: [email protected]
Margareta Glass ist spezialisiert auf die Suche und Auswahl von Führungskräften auf nationaler und internationaler Ebene und ist seit 18 Jahren im Executive Search für nationale und internationale renommierte Unternehmen tätig. Ihre Kernbereiche sind Consumer Goods, Retail sowie Industrie und Real Estate Management. Zu ihren Kunden gehören sowohl international agierende Konzerne als auch mittelständisch geprägte inhabergeführte Unternehmen. In allen Branchen kann Margareta Glass zahlreiche Besetzungen zentraler Positionen nachweisen wie im General Management, Marketing/Vertrieb, Einkauf/Logistik, in der Produktion, den Finanzen und der Expansion. Sie hat Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert und wurde 2016 von der Wirtschaftswoche unter die Top-10-Headhunter im Segment Konsumgüter/Handel gewählt.
Telefon: 089 927 96 123
E-Mail: [email protected]