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Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium am Standort München. Sie arbeitet seit 2001 in der Executive-Search-Beratung. Zu ihren langjährigen Kunden zählen große familiengeführte Mittelständler, Private Equity- sowie auch namhafte börsen...
Carolin Fourie: Führungskräfte müssen agiler und offener reagieren, weil so schnell sehr unterschiedliche Krisen aufeinanderfolgten. Zudem sind Optimismus und Resilienz gefragt. Eine Führungskraft hat die Aufgabe den Weg nach vorn zu zeigen, die Zukunft des Unternehmens zu definieren. In jeder Krise steckt ja auch eine Chance. Schließlich ist Empathie unerlässlich. Denn viele Beschäftigte spüren auch im Privatleben die gesundheitlichen und finanziellen Folgen der Krisen. Eine Führungskraft sollte sich deshalb um seine Mitarbeitenden kümmern.
Fourie: Der Paradigmenwechsel kommt interessanterweise häufig aus dem privaten Umfeld. Privat ist es oftmals gar nicht mehr so angesehen, wenn jemand ständig arbeitet. Da kommt schon mal die kritische Frage auf, ob derjenige seine Arbeit nicht im Griff habe und wie lange er das aushalte. Der Workaholic steht zwar nicht mehr im positiven Licht., doch die Kehrseite ist, dass wenn ich als Beraterin gebeten werde, Führungskräfte zu suchen, dynamische Manager gefragt sind, die die Extrameile gehen, die hands-on sind. Der Anspruch ist schon, dass jemand stets einsatzbereit, somit ein Macher, ein Treiber, ein Kümmerer ist. Dass eine Führungskraft Zeit für ihre Familie haben sollte, spielt bei den Briefings keine Rolle. Burnout und Resilienz sind zwar viel diskutierte Themen, aber im Führungsalltag werden diese eher ausgeblendet.
Fourie: Ich sehe das noch nicht, das ist vielleicht ein Wunschbild in Deutschland. Unser Nachbar hingegen, die Schweiz, ist uns da seit Jahren voraus. Dort ist es gang und gäbe, dass sich Führungskräfte Jobs teilen, Teilzeit arbeiten oder zwei Jobs ausüben. Es gibt entsprechende Betreuungskonzepte für Kinder und Teilzeitarbeit. Zudem ist es gesellschaftlich anerkannt, mehrere verschiedene Jobs auszuüben. Bei uns ist das bislang weder als Option in den Köpfen verankert noch öffentlich etabliert. In der Startup-Szene sehe ich aber durchaus schon heute eine große Offenheit für Führung in Teilzeit.
Fourie: In meiner gut 20-jährigen Zeit als Beraterin hat noch nie ein Klient gesagt, dass sich auch zwei Manager den Posten teilen könnten. Da sind wir eher Old School. Ich habe auch das Scheitern von Doppelspitzen im Kopf, etwa bei SAP. Gut eingespielte Doppelspitzen können aber sicher funktionieren und bieten Vorteile, etwa bei der Risikoabsicherung oder der Entscheidungsfindung. Als Risiken sehe ich, dass beide auf Augenhöhe agieren, sich gegenseitig respektieren und sehr gut miteinander kommunizieren müssen. Die Mannschaft schließlich muss zwei Chefs dienen. Wenn diese nicht das Gleiche wollen, wird es kompliziert.
Fourie: Grundsätzlich ist dies meiner Meinung nach eine gute Regelung. Als Folge ist der Aufsichtsrat stark gefordert. Bei einem meiner Klienten hat der CEO eine befristete Auszeit für die Pflege eines schwer erkrankten Familienangehörigen genommen und das auch nach außen kommuniziert. Für diesen Zeitraum wurde ein Aufsichtsratsmitglied in den Vorstand als dessen Vorsitzender berufen. Ob es funktioniert, hängt auch vom CEO selbst ab. Wenn er sein Team so strukturiert hat, dass die Kompetenzen auf mehrere Köpfe verteilt sind, stehen die Chancen sicher gut.
Das Berliner FinTech Raisin/Weltsparen erlaubt allen Mitarbeitern künftig von überall zu arbeiten, auch im Ausland (vier Monate), es gibt keine Präsenzpflicht mehr. Glauben Sie, dass dies Einzelfälle bleiben oder daraus ein Trend erwächst?
Fourie: Die Forderung nach Homeoffice im Rahmen von New Work ist bei den Beschäftigten omnipräsent. Der Trend geht klar zu „Work from Anywhere“ und wird immer stärker gefordert. Ich selbst arbeite nicht nur in Deutschland, sondern auch in Südafrika und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Es klappt problemlos. Ich kenne viele Führungskräfte, die Urlaubsaufenthalte so buchen und auch verlängern, weil das Hotel „Work&Travel“ anbietet. Darauf hat sich die Tourismusindustrie während der Pandemie eingestellt. Ein in dieser Hinsicht flexibles Unternehmen ist als Arbeitgeber attraktiv. Man darf aber nicht vergessen, dass dieses Arbeitszeitmodell für viele Stellen in Branchen wie Industrie, Handel oder Dienstleister wie die Gastronomie gar nicht infrage kommt.
Fourie: Die Flexibilität wächst aufgrund der modernen Arbeitsumgebung und Arbeitskultur, unabhängig von der Unternehmensgröße. Der Fachkräftemangel hat den Druck auf die Arbeitgeber deutlich erhöht. Vor sechs Jahren hat mir ein internationaler Kunde gesagt, dass sich der Arbeitsort an den Wünschen eines passenden Kandidaten orientieren könne. Das hat mich damals sehr überrascht. Heute kommt dies viel häufiger vor, wenngleich es nicht Usus ist.
Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium in München und arbeitet seit 2001 in der Executive-Search-Beratung. Zu ihren langjährigen Kunden zählen familiengeführte, große Mittelständler, Private Equity- wie auch namhafte börsennotierte Unternehmen. Darüber hinaus gehören die Besetzung von CFOs und die Breite der Direct Reports branchenübergreifend zu ihrer Expertise.
Carolin Fourie leitet als Global Industrial Practice Group Head die weltweiten Aktivitäten von Signium im breiten Feld der Industriekunden. Sie kann auf nationale sowie internationale Besetzungen für die produzierende Industrie verweisen, insbesondere für die Bau-/ Bauzulieferbranche, Maschinen- und Anlagenbau, Engineering, Medizintechnik.
Im Technologie-Segment betreut Carolin Fourie seit vielen Jahren internationale Kunden der Telekommunikation und der IT. Diese schätzen ihr Branchen Know-how, ihr Interesse am digitalen Fortschritt, ihr Verständnis der hohen Dynamik sowie ihr Gespür für den richtigen Fit der Kandidaten.
Darüber hinaus begeistert sie sich für Leadership Themen und unterstützt Executives als Coach. Sie ist Diplom-Betriebswirtin der Hochschule München und lizensierter Systemischer Business Coach (dvct). Vor ihrer Karriere im Executive Search war Carolin Fourie mehrere Jahre für zwei führende internationale Reisekonzerne in Deutschland und den USA tätig.
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