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Angela Westdorf ist Managing Partner bei Signium am Standort Köln. Seit 1998 ist sie bei Signium mit Fokus auf Life Sciences und Healthcare aktiv. Zu Angela Westdorfs Klienten zählen Unternehmen aus Life Sciences in den Bereichen Pharma/Biotech und...
Mit so viel Aufmerksamkeit hätte das Berliner Startup Kinderheldin GmbH noch vor wenigen Wochen kaum gerechnet. Das im Jahr 2017 gegründete Digital-Health-Unternehmen bietet Schwangeren und jungen Müttern eine telemedizinische Beratung durch Hebammen an. Seit Beginn der Corona-Pandemie kooperiert Kinderheldin mit mittlerweile mehr als 60 Krankenkassen, Versicherern, Städten und Kliniken, um Mitgliedern, Patientinnen und Bürgerinnen eine kostenlose Beratung zu ermöglichen. Ein Schweizer Hersteller von Beatmungsgeräten hat derweil eine ipad-App entwickelt, die der Schulung von medizinischem Fachpersonal in der Benutzung von Atemgeräten dient. Die Bundesregierung will eine Corona-Tracking-App einsetzen. Die Idee dahinter: Je leichter die Nachverfolgung der Kontaktpersonen von Infizierten, desto besser kann die Pandemie eingedämmt werden. Auch Roboter kommen im Kampf gegen das Coronavirus vermehrt zum Einsatz. Desinfektionsroboter etwa töten in Krankenhäusern Krankheitserreger mit ultraviolettem Licht. Ein fränkischer Unternehmer hat eine Art Drive-In für Coronavirus-Tests entwickelt, bei dem ein Roboter die Abstriche aus Mund-, Nasen- oder Rachenraum entnimmt. „Die Beispiele zeigen ganz klar, dass die Gesundheitsbranche Teil der Lösung ist“, unterstreicht Westdorf.
Neue digitale Informations- und Kommunikationstechnologien sollen in den nächsten Jahren im Gesundheitswesen immense Fortschritte bei der Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten ermöglichen. Zielgruppen sind junge und alte Menschen, Kranke und Gesunde gleichermaßen. Von E-Health sollen nicht zuletzt Bewohner ländlicher Regionen profitieren, in denen die medizinische Versorgung nicht immer ausreichend ist und sich eher noch verschlechtern wird. Wesentliche Treiber der digitalen Transformation der Medizin sind vor allem ein veränderter gesellschaftlicher Anspruch an eine bessere, weil individuellere medizinische Versorgung. Aber auch technologische Errungenschaften wie Cloud Computing sowie biologische Erkenntnisse zur Einzigartigkeit des menschlichen Organismus beschleunigen den Wandel.
Der Einsatz von Zukunftstechnologien stellt Führungskräfte jedoch vor enorme Herausforderungen. Um Informationstechnologien wie Künstliche Intelligenz, Big Data und Internet of Things effizient nutzen zu können, brauchen Führungskräfte ein grundlegendes Verständnis für die IT sowie eine große Datenaffinität. „Nur dann können sie im Umgang mit ihren Experten den Überblick bewahren, die richtigen Fragen stellen und Entscheidungen treffen“, so Westdorf. Die Digitalisierung könne nur gelingen, wenn das Projekt Chefsache ist, also auf oberster Ebene vorangetrieben und zum zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie gemacht werde. Mitgestaltet und mitgetragen werden muss sie von möglichst vielen Beschäftigten. Deswegen sei die Bereitschaft aller Beteiligten unerlässlich, sich mit den neuen Technologien offen auseinanderzusetzen. Dazu Westdorf: „Da die Komplexität zunimmt und Wissen immer schneller veraltet, müssen Führungskräfte in der Lage sein, die Strategie des Unternehmens immer wieder agil an veränderte Umweltfaktoren anpassen zu können.“
Wie groß bislang die Herausforderungen sind, zeigt eine Befragung der Digitalberatung etventure in Zusammenarbeit mit der GfK Nürnberg (2019). Danach geben 76 Prozent der befragten Großunternehmen an, dass das größte aktuelle Hemmnis bei der Umsetzung der Digitalen Transformation fehlende qualifizierte Mitarbeiter mit Digital-Know-how seien. Vor zwei Jahren hielt noch jedes zweite Großunternehmen seine Beschäftigten für ausreichend qualifiziert. Immerhin hat sich laut Studie die Zahl der großen Firmen, die einen Chief Digital Officer eingestellt haben, auf 36 Prozent mehr als verdoppelt.
Jene Innovationen, deren Umsetzung bereits begonnen hat, zeigen, wie die neuen Technologien den Patienten den Alltag erleichtern können. So können sich an Diabetes Erkrankte eine App zur vollautomatischen Erfassung von Insulin- und Blutzuckerwerten auf ihr Smartphone laden. Ein Bluetooth-Pen und ein Bluetoothfähiges Messgerät übertragen die Werte verschlüsselt auf das Handy. Via Cloud kann der Patient auf Wunsch und bei Bedarf dem Arzt Zugriff auf die Daten erlauben und seine Therapie individuell anpassen. Ein weiteres Beispiel: Orthesen werden in Zukunft verstärkt als smarte Textilien zum Einsatz kommen. Per Smartphone signalisieren sie den operierten Patienten während der Reha, dass sie ihr Knie zu stark belasten.
Voll vernetzte OP-Säle sind zur Unterstützung des medizinischen Fachpersonals geplant. So entwickelt das Universitätsklinikum Heidelberg eine Plattform, auf der die Daten unterschiedlicher OP-Geräte zusammengeführt und mit Patientendaten verknüpft werden können. Das ermöglicht neue Anwendungen, etwa eine App, die einen Tumor dreidimensional darstellt. Den digitalen Zwilling dieses Tumors sieht der Arzt während der OP auf einer Augmented-Reality-Brille, mit allen relevanten Informationen in Echtzeit. Derweil will NRW als erstes Bundesland ein virtuelles Krankenhaus „bauen“. Elektronische Patientenakte, elektronisches Rezept, digitale Medikationspläne mit automatischem Wechselwirkungscheck sind außerdem vorgesehen. „Der Erfolg dieser Innovationen wird ganz wesentlich davon abhängen, inwiefern die digitale Gesundheitsversorgung für Leistungserbringer, Kostenträger, Wirtschaft und Patienten Nutzen stiftet“, ist Westdorf überzeugt. Die Wahrung von Datenschutz und Datenhoheit sind dabei wichtige Aspekte. Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle kontroverse Debatte über die geplante Corona-App.
In der Pharmaindustrie arbeiten die Marktführer schon länger verstärkt mit Technologiekonzernen zusammen. Novartis und Google beispielsweise entwickeln smarte Linsen für Patienten mit Altersweitsicht. Astra Zeneca, der schwedisch-britische Pharmakonzern, kooperiert seit 2019 mit der britischen Firma BenevolentAI. Ihr Ziel: Mithilfe von maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz die Suche nach geeigneten Substanzen für die Medikamentenentwicklung effizienter zu machen. Roche hat sich durch den Kauf des US-Start-ups Flatiron Zugriff auf strukturierte Daten von zwei Millionen Krebspatienten gesichert, um die Krebstherapien verbessern zu können. Amazon, Apple, Microsoft, SAP und IBM – kein Tech-Riese will sich den Megamarkt entgehen lassen.
Softwareentwickler und Datenanalysten sind deshalb gefragte Fachkräfte bei Novartis, Roche & Co. Sie sollen die Big-Data-Analyse so optimieren, dass die Pharmariesen die langwierigen und damit teuren klinischen Studien bis zur Zulassung eines Medikaments beschleunigen und somit optimieren können.
Angela Westdorf ist als Managing Partner bei Signium mit Sitz in Köln tätig und arbeitet seit 1998 in der Executive Search Beratung. Anfang 2018 rückte sie im internationalen Board von Signium zum Vice Chairman auf. Seit 2003 liegt ihr Branchenfokus auf Life Sciences und Healthcare. Zu Ihren Klienten zählen Unternehmen aus Pharma- und Medizintechnik, Diagnostik, Laborketten, Biotech und Private Klinikbetreiber. Sie ist spezialisiert auf die Besetzung von sowohl nationalen als auch globalen Führungspositionen oder international ausgerichteten Stabsfunktionen.
Von 2013 bis 2018 war Angela Westdorf Leiterin der Globalen Life Science Practice von Signium.
Telefon: 0221 78 95 33 31
E-Mail: [email protected]