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Baris Kartal ist Managing Partner bei Signium am Standort München. Seit 2011 ist er im Bereich der Executive-Search-Beratung tätig. Seine Arbeitsweise zeichnet sich durch einen ganzheitlichen Ansatz aus, wobei er sich auf die Rekrutierung und Beurt...
Der Markt für Unternehmensnachfolgen ist in Bewegung – besonders im Mittelstand ist der Generationswechsel eine Herausforderung, die nicht nur frühzeitig, sondern auch strategisch angegangen werden muss. Baris Kartal, Managing Partner bei der Executive-Search-Beratung Signium, spricht über die Erfolgsfaktoren in der Nachfolgeplanung, den richtigen Einsatz von internen und externen Kandidaten sowie die wachsende Bedeutung von Digitalisierung und Private Equity in diesem Prozess.
Baris Kartal: Der Markt für Unternehmensnachfolgen ist derzeit sehr dynamisch und anspruchsvoll, insbesondere im Mittelstand. Der demografische Wandel spielt eine zentrale Rolle, da viele Unternehmer in den Ruhestand treten, häufig ohne eine klare Nachfolgelösung. Es herrscht ein intensiver Wettbewerb um qualifizierte Führungskräfte, und der Einsatz von Management-Buy-In (MBI)-Kandidaten nimmt zu. Diese bringen oft frische Ideen und unternehmerischen Enthusiasmus mit, was den Unternehmen hilft, sich weiterzuentwickeln.
Der erste Schritt ist immer ein tiefes Verständnis des Unternehmens. Wir analysieren die Kultur, die Werte und die langfristigen Ziele, um sicherzustellen, dass der Nachfolger diese Aspekte respektiert und weiterentwickelt. Bei einem familiengeführten Produktionsunternehmen haben wir zum Beispiel zuerst die Erwartungen der Familie geklärt, bevor wir mit der Kandidatensuche begonnen haben. Dabei klären wir auch, ob es interne Kandidaten gibt oder ob es sinnvoller ist, eine externe Lösung zu suchen. Es ist entscheidend, die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten im Vorfeld zu identifizieren.
Eine interne Nachfolge ist sinnvoll, wenn es qualifizierte Nachwuchskräfte gibt, die bereits tief in die Kultur und Struktur des Unternehmens eingebunden sind. Diese haben oft ein gutes Verständnis der internen Abläufe und können Kontinuität wahren. Eine externe Nachfolge wird notwendig, wenn das Unternehmen vor einem größeren Wandel steht, sei es durch Wachstum, Digitalisierung oder strategische Neuausrichtung. In solchen Fällen bringen externe Kandidaten häufig frische Perspektiven und Erfahrungen aus anderen Branchen mit.
Es ist richtig, dass diese beiden Prozesse oft Hand in Hand gehen müssen. Transformation und Nachfolge gleichzeitig zu bewältigen, ist jedoch eine komplexe Aufgabe. Wichtig ist, dass der neue Geschäftsführer die nötigen Kompetenzen in den Bereichen Change Management und Digitalisierung mitbringt. Oft wird dies durch ein Team unterstützt, das verschiedene Kompetenzen vereint. In einigen Fällen holen wir auch einen Finanzinvestor an Bord, der nicht nur Kapital, sondern auch das notwendige Know-how zur Beschleunigung von Transformationsprozessen liefert.
Wir setzen auf eine Mischung aus moderner Technologie und traditioneller Expertise. Zunächst erstellen wir eine Datenanalyse potenzieller Kandidaten, die dann durch psychometrische Tests und persönliche Interviews weiter verfeinert wird. Diese Kombination ermöglicht es uns, nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch die kulturelle Passung genau zu prüfen.
Ja, wir hatten beispielsweise einen Fall in der Maschinenbaubranche, bei dem ein MBI-Kandidat die Internationalisierungsstrategie erfolgreich vorangetrieben hat. Der Kandidat hatte jahrelange Erfahrung im Asien-Pazifik-Raum und konnte seine Marktkenntnisse und sein Netzwerk gezielt nutzen, um das Unternehmen in neue Märkte zu führen. Solche externen Kandidaten bringen oft neue Perspektiven und Ideen, die für das Wachstum eines Unternehmens entscheidend sein können.
Die Übergangsphase ist oft die kritischste Zeit im Nachfolgeprozess. Eine klare Rollenverteilung ist entscheidend, ebenso wie ein strukturierter Übergangsplan mit definierten Meilensteinen. Mentoring durch den scheidenden Geschäftsführer oder externes Coaching kann den Wissenstransfer erleichtern. Es ist auch wichtig, dass der neue Geschäftsführer ausreichend Zeit hat, das Unternehmen kennenzulernen und in die Rolle hineinzuwachsen.
In Familienunternehmen spielen Emotionen oft eine größere Rolle als in anderen Unternehmensformen. Wir legen großen Wert auf transparente Kommunikation und darauf, dass alle Beteiligten ihre Erwartungen und Bedenken offen ansprechen. Das schafft Vertrauen und hilft, potenzielle Konflikte frühzeitig zu identifizieren und zu lösen.
Private-Equity-Investoren spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Unternehmensnachfolge, vor allem dann, wenn keine internen Nachfolger vorhanden sind oder größere Transformationen anstehen. Ein entscheidender Vorteil ist, dass sie nicht nur Kapital bereitstellen, sondern auch strategisches Know-how und operative Unterstützung bieten können. Häufig bringen sie ein Netzwerk von Experten mit, das dem Unternehmen in Phasen der Neuausrichtung oder des Wachstums zugutekommt. Die Herausforderung besteht oft darin, die richtige Balance zwischen den Interessen des Unternehmers und den Renditeerwartungen der Investoren zu finden. Wichtig ist, einen Partner zu wählen, der die Werte und Ziele des Unternehmens teilt und nicht nur auf kurzfristige Gewinne fokussiert ist. Letztendlich profitieren alle Beteiligten, wenn die Zusammenarbeit auf Vertrauen und einer gemeinsamen Vision basiert.
Technologie spielt eine immer größere Rolle in der Personalsuche. Wir nutzen verschiedene Softwarelösungen, um Kandidaten zu analysieren, und integrieren auch Künstliche Intelligenz, um effizienter zu arbeiten. Dennoch bleibt der menschliche Faktor entscheidend – persönliche Interviews und die genaue Prüfung der kulturellen Passung sind nach wie vor unerlässlich. Ein Beispiel: Wir testen derzeit einen virtuellen Assistenten, der uns bei Standardfragen der Kandidaten unterstützt und uns Zeit für die tiefergehenden Interviews gibt.
Der zentrale Erfolgsfaktor ist die frühzeitige Planung. Unternehmer sollten den Nachfolgeprozess idealerweise mehrere Jahre im Voraus starten, um eine sorgfältige Auswahl treffen zu können. Eine transparente Kommunikation innerhalb des Unternehmens und die Einbindung der Mitarbeiter sind ebenfalls entscheidend, um Vertrauen aufzubauen und Unsicherheiten zu vermeiden. Schließlich muss der Übergabeprozess klar strukturiert sein, damit der neue Geschäftsführer sowohl fachlich als auch emotional auf die Übernahme vorbereitet ist.
Der demografische Wandel und die Digitalisierung werden den Markt weiterhin stark beeinflussen. Führungskräfte, die sowohl traditionelle Geschäftsmodelle verstehen als auch digitale Innovationen vorantreiben können, sind besonders gefragt. Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein wachsender Trend. Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sich auf diese Veränderungen einstellen und ihre Geschäftsstrategien entsprechend anpassen.