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Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium am Standort München. Sie arbeitet seit 2001 in der Executive-Search-Beratung. Zu ihren langjährigen Kunden zählen große familiengeführte Mittelständler, Private Equity- sowie auch namhafte börsen...
Ob es uns gefällt oder nicht, die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Sie wird nicht verschwinden. Im Gegenteil, die KI entwickelt sich in einem solchen Tempo, dass es immer schwieriger wird, mit den ständig neuen Technologien, Entdeckungen und Trends Schritt zu halten. Für viele ist das einschüchternd, weshalb es vielen Menschen schwerfällt, Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz zu nutzen.
Ich habe ein faszinierendes Podcast-Interview mit der amerikanischen Futuristin Amy Webb zum Thema KI gehört, das den Titel “Die Zukunft ist das Ergebnis der Entscheidungen, die wir heute treffen“ (Handelsblatt Disrupt Podcast). Sie präsentierte eine interessante Statistik aus der jüngsten globalen Studie “Sizing the Prize” von PWC, die besagt, dass bis zu 60 % der CEOs glauben, dass die Zahl der Mitarbeiter am Arbeitsplatz im nächsten Jahr aufgrund von KI deutlich zurückgehen wird.
Als Reaktion auf diese Statistik stellt Amy Webb eine treffende Frage: “Ist das unvermeidlich? Oder ist das Ihr Ziel?” Ist es möglich, dass wir uns, wie es Menschen bekanntlich tun, von der extremen Vorstellung hinreißen lassen, dass Maschinen dazu bestimmt sind, den Menschen am Arbeitsplatz zu ersetzen? Wir müssen dies in zweierlei Hinsicht bewerten: Ist es machbar? Und: Ist es klug?
Im Vergleich zu Amerika und China ist Deutschland bei der Entwicklung und Innovation von Künstlicher Intelligenz im Rückstand. Das liegt zum einen an den deutlich geringeren Budgets, zum anderen an einer größeren Skepsis und Angst vor der Zukunft mit KI in unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Unterstützt wird dies durch eine weitere Studie von PWC mit dem Titel “Künstliche Intelligenz in Unternehmen” (Studie), für die 500 CEOs in Deutschland befragt wurden. 49 % der Befragten gaben an, dass KI für ihr Unternehmen noch irrelevant sei.
Dennoch hat KI bereits zahlreiche Interaktionen in unserem Alltag infiltriert. Man denke an Callcenter und Chatbots, Übersetzungstools, Erstellung von Content oder an digitales Banking und Online-Shopping. Die Algorithmen, die bestimmen, was wir auf unseren Social-Media-Feeds sehen, sind im Wesentlichen Modelle der Künstlichen Intelligenz, die wir trainiert haben, indem wir uns auf einer bestimmten Plattform bewegen.
Darin liegt der Knackpunkt. Sprachdienste müssen auf die Bedeutung eines Wortes sowie auf seinen Kontext und seine vielen Nuancen trainiert werden. Selbst dann können sie nicht vollständig verstehen, welche Emotionen mit dem Wort verbunden sein könnten oder wie es verwendet wird. Bilderkennungs- und generative Modelle müssen erst lernen, dass Menschen fünf Finger an jeder Hand haben. Wie Amy Webb in ihrem Interview so treffend formuliert: “Für diese ganze KI-Sache braucht es eine Menge Menschen. Maschinen trainieren keine Maschinen. Man braucht immer noch menschliche Anleitung.“
Ich glaube, noch nicht. Im Bereich Executive Search gibt es keinen Ersatz für die menschliche Intuition. Wir machen häufig die Erfahrung, dass selbst sehr rational agierende Kunden einen Kandidaten für eine Führungsposition aufgrund emotionaler Faktoren auswählen und sagen: “Der andere Kandidat, erfüllt das Idealprofil eigentlich noch besser, aber bei diesem hat die Chemie einfach sofort gestimmt.” Es gibt Tools zur Bewertung von Lebensläufen und für die Analyse von Online-Profilen von Führungskräften, aber wir stellen wiederkehrend fest, dass KI-Modelle nicht in der Lage sind, Eigenschaften wie Ehrgeiz, Integrität oder Entschlossenheit zu bewerten. KI ist nicht in der Lage, fehlende Motivation oder eine negative Einstellung zu erkennen.
Künstliche Intelligenz wird meiner Ansicht nach sicherlich dazu beitragen, monotone und sich wiederholende Aufgaben zu automatisieren. Aber dort, wo tatsächlich Entscheidungen getroffen werden müssen, besteht noch ein großes Lern-Delta.
Ich glaube auch nicht, dass wir für das, was die Welt als “KI-Revolution” bezeichnet, schon bereit sind, denn bevor wir KI an unseren Arbeitsplätzen einsetzen können, müssen wir die Automatisierung von Roboterprozessen (RPA) und die Digitalisierung beherrschen, um die Daten zu verknüpfen und zu nutzen, um entsprechend voranzukommen. Wie können wir in Deutschland die neusten Trends der Künstlichen Intelligenz effektiv einsetzen, wenn veraltete Systeme und Bürokratie insbesondere in den deutschen Behörden, aber auch in vielen Unternehmen vorherrschen?
Zunächst müssen wir die Digitalisierung meistern, um das volle Potenzial von KI zu verstehen.
Laut der globalen PWC-Studie “Sizing the Prize” wird das globale BIP im Jahr 2030 aufgrund einer beschleunigten Entwicklung und Umsetzung von KI um bis zu 14 % höher sein. Dies entspräche einer Steigerung von 15,7 Billionen Dollar.
In dem Bericht heißt es weiter, dass diese wirtschaftlichen Auswirkungen auf folgende Faktoren zurückzuführen sind:
Wie viel davon wird auf Kosten der menschlichen Belegschaft gehen? Ich glaube, dass die Antwort “relativ wenig” lautet. Viele fürchten sich vor den Auswirkungen, die ein KI-gesteuerter Personalabbau auf ihre Karriere haben könnte. Ich glaube jedoch, dass es möglich ist, dem zuvorzukommen, indem wir uns darauf konzentrieren, die Mitarbeiter vorausschauend weiterzubilden.
Wir haben bereits drei wichtige Bedenken in Bezug auf Künstliche Intelligenz festgehalten:
Um mit Zuversicht in die nächste Ära der Computertechnik und des Lebens mit KI einzutreten, müssen wir die Skepsis und die Angst überwinden, die viele Menschen heute noch davon abhält, Künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz zu nutzen. Ich glaube, dass CEOs und Führungskräfte davon profitieren werden, wenn sie die Verbesserungen und Erleichterungen aufzeigen, die KI ihrem Unternehmen und jedem Einzelnen innerhalb des Unternehmens bringen könnte.
Bei Signium Deutschland haben wir 2022 eine Taskforce gebildet, um die verfügbaren KI-Tools in der Personalbeschaffungsbranche regelmäßig zu bewerten, sowohl um die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen als auch die sich verändernde Landschaft unserer Branche zu verstehen. Ich denke, dass es sich auszahlen wird, sich über Innovationen auf dem Laufenden zu halten und die Fähigkeiten zu identifizieren, die die Mitarbeiter zukünftig benötigen, um die kommenden Veränderungen und Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Neue Wege für die bestehende Mannschaft aufzuzeigen schafft Vertrauen.
Bei den vielen offenen Vakanzen in Deutschland und dem „War for Talent“ wäre es fatal, gute Mitarbeiter zu verlieren. Es ist wichtig, das Wissen der Belegschaft zu erhalten und in einer Zeit des Wandels Loyalität und eine positive Unternehmenskultur zu fördern. Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, sich neue Fähigkeiten anzueignen und in Rollen hineinzuwachsen, die Künstliche Intelligenz in Ihrem Unternehmen schaffen wird.
Das Erforschen der Vorteile, die Künstliche Intelligenz den Menschen in ihren Aufgaben bringen kann, hilft die Angst vor KI zu nehmen und die Neugier an weiteren Fortschritten zu nähren. Durch die Automatisierung mühsamer und sich wiederholender Arbeiten können sich die Mitarbeiter auf wesentliche Themen fokussieren, bessere Ergebnisse erzielen und einen größeren Beitrag leisten.
Wir leben in turbulenten Zeiten und jetzt kommt noch der Einfluss von KI hinzu. Die Kommunikation mit den Mitarbeitern, das offene Ansprechen der Bedenken und Beantworten der Fragen wird in ein höheres Vertrauen in die Führung resultieren. Ich denke, es ist entscheidend, die Mitarbeiter mit einzubeziehen, zu erkunden, wie ihre Zukunft in ihrem Unternehmen in ein paar Jahren aussehen könnte.
Wie die Industrialisierung oder die Entwicklung des Internets, so ist auch der Fortschritt der KI ein Prozess. Die Zeit ist auf unserer Seite. Als optimistischer Mensch ist mein persönlicher Ansatz, jetzt positiv über die Zukunft zu denken, nach wertvollen Innovationen zu forschen und mich auf die kommenden Veränderungen einzustellen, dass wir die Vorteile des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz gewinnbringend nutzen können.
Carolin Fourie ist Managing Partner bei Signium Deutschland am Standort in München. Sie ist seit 2001 in der Personalberatung tätig. Gemeinsam mit ihrem erfahrenen Team hat sie zahlreiche nationale und internationale Besetzungen auf Top- und den mittleren Managementebenen in Industrie und Technologie erzielt. Zu ihren langjährigen Kunden zählen familiengeführte, große mittelständische Unternehmen, Private Equity sowie börsennotierte Unternehmen.