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Hellmuth Wolf ist Managing Partner bei Signium am Standort Düsseldorf. Seine Beratungsschwerpunkte liegen einerseits in der Betreuung von Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften sowie Rechtsanwaltssozietäten. Durch seine eigene Prax...
Wenn Marktforscher Lünendonk die aktuelle Liste der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften veröffentlicht, ist immer viel Bewegung im Spiel. Denn Schlag auf Schlag schließt sich die Branche durch Fusionen und Übernahmen zu größeren Einheiten zusammen. So verbündeten sich im vergangenen Jahr Baker Tilly Roelfs und TPW Todt & Partner und gehören seitdem mit rund 1050 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von 135 Millionen Euro nach den Big Four (PwC, KPMG, EY/Ernst Young, Deloitte) zu den größten mittelständischen Kanzleien in Deutschland. Kurz zuvor hatten bereits Röver Broenner Susat und Mazars mit gemeinsam rund 110 Millionen Euro Jahresumsatz ihr Zusammengehen bekanntgegeben. Neben der Marktkonsolidierung sind Regulierung, Digitalisierung und Internationalisierung aus Sicht des bayerischen Marktforschers Lünendonk aktuell die größten Herausforderungen für die Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterbranche.
Um weiter zu wachsen, folgen die Gesellschaften ihren Mandanten ins Ausland, gründen dort eigene Standorte oder schließen sich Netzwerken an. Dieser Umbruch bleibt nicht ohne Folgen für die Personalsuche. „Sie ist deutlich komplizierter und somit aufwändiger als früher geworden“, beobachtet Headhunter Hellmuth Wolf, der sich bei der internationalen Personalberatung Signium auf die so genannten Professional Services spezialisiert hat. Immer häufiger nimmt die Branche deshalb Executive Search-Firmen mit ins Boot, um die besten Köpfe zu identifizieren, auszuwählen und zu gewinnen.
„Die Gesellschaften brauchen heute keine Generalisten, sondern mehr Spezialisten, etwa den Steuerberater mit Fokus Umsatzsteuer, den Rechtsanwalt mit Expertise in Gesellschaftsrecht oder den Profi für die Bilanzierung nach dem internationalen Standard IFRS“, stellt der Signium-Partner fest. Bei den Steuerberaterklienten sind es nicht nur große oder größere Gesellschaften mit integrierter Wirtschaftsprüfung und/oder Rechtsberatung, die die Unterstützung der Executive Search-Firmen suchen. Auch kleinere Kanzleien, oft Kanzlei-Verbünde sind mitunter Mandanten der Executive Search-Firmen. Bei den Wirtschaftsprüfern gehören die Top 20 zu den Auftraggebern, bei den Anwaltssozietäten finden sich die Klienten unter den Top 50. Für sie sucht Wolf, der zweimal von der Wirtschaftswoche zu den besten Headhuntern Deutschlands gewählt wurde, Positionen auf Partner- und Berufsträgerebene mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung und Gehältern mit 100.000 Euro und mehr.
Der Suchradius ist begrenzt. Nur sehr selten werden die Berater in den Steuerabteilungen der Konzerne fündig. In den meisten Fällen finden sich die geeigneten Kandidaten vielmehr bei der Konkurrenz, was ein besonders sensibles Vorgehen erfordert. „Anders als etwa in der IT-Branche oder im Vertrieb sind Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer eine eher risikoaverse und verschwiegene Berufsgruppe, die man kaum über soziale Netzwerke wie Xing oder direkt im Unternehmen ansprechen sollte“, weiß Wolf aus Erfahrung.
Neben sehr viel Fingerspitzengefühl ist Branchen-Know-how unerlässlich. Dem Signium-Berater kommt dabei zugute, dass er selbst vier Jahre in einer führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft gearbeitet hat. Ein Background, der Vertrauen schafft, wie Wolf immer wieder in Gesprächen mit den Klienten feststellt. Denn deren Erwartungen sind hoch gesteckt. „Unsere Auftraggeber wollen häufig Kandidaten, die zu ihrer Unternehmenskultur passen, Geschäft mitbringen und nicht wechseln müssen.“ In der Gruppe der Wechselwilligen wird der Headhunter hingegen nur selten fündig. Nur in Ausnahmefällen passt das Profil. Bei seiner Suche ist der Diplom-Kaufmann deshalb auf exzellente Kontakte in seinem Netzwerk angewiesen.
Bis die Gewinnung eines neuen Partners erfolgreich abgeschlossen ist, können sechs bis neun Monate vergehen. Denn nach der Präsentation mehrerer Kandidaten müssen sich noch alle Partner der beauftragenden Kanzlei auf einen neuen Kollegen einigen, darunter gegebenenfalls auch die internationale Partnerschaft, was den Prozess in die Länge ziehen kann.
Wollen Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Anwälte einen Profi mit der Suche beauftragen, ist deren Auswahl begrenzt. Branchenkenner schätzen, dass sich nur einige Dutzend Headhunter in Deutschland auf die Branche der Professional Services spezialisiert haben. Werden Experten von Executive Search-Firmen wie Signium beauftragt, leisten die deutlich mehr als eine reine Vermittlertätigkeit. „Wir sind Berater unserer Klienten – das schließt auch einen Blick über die zu besetzenden Stellen hinaus ein“, sagt Wolf. „Wir machen unsere Mandanten zum Beispiel auch darauf aufmerksam, wenn wir sehen, dass bestehende Strukturen optimiert werden könnten oder sollten.“ Angenommen ein Klient suche einen Partner zur Betreuung vermögender Privatkunden, dann könnte dies auch ein interessantes neues Geschäftsfeld für einen anderen Klienten sein.
Künftig dürfte die Kandidatensuche für die Anbieter von Professional Services noch schwieriger werden. Denn dem anspruchsvollen Wirtschaftsprüfer-Examen, das mit seiner Fülle an Lerninhalten zu den härtesten Prüfungen im deutschen Bildungswesen gehört und laut Wirtschaftsprüferkammer von nur gut der Hälfte der zugelassenen Kandidaten im ersten Anlauf bestanden wird, wollen sich immer weniger Hochschulabsolventen unterziehen. So hat sich die Zahl der zugelassenen Kandidaten zwischen 2009 und 2015 auf gut 600 halbiert. Das Gerangel um die Spezialisten nimmt also künftig noch zu.
Für die Personalberater mit Schwerpunkt Professional Services ist das eher eine gute Nachricht.